5.Winterzielfahrt zum Motorradfahrertreffen auf Schloss Augustusburg

Eine Winterreise durch Deutschland

Text: Falko Herbig / Fotos: Andreas Bittrich

Es begann an einem Donnerstag im Januar. Vier Mann des MC Görlitz sitzen bei einem oder zwei Glas Bier in der warmen Stube und planen wie sie am darauf folgenden Tag, dem Freitag den 13ten, möglichst lange und effektiv in der Kälte Motorrad fahren können.
Grund des Ganzen? Die 5. Winterzielfahrt des MC Görlitz zu Schloss Augustusburg, ca. 180 km vom Startort Görlitz entfernt. Also theoretisch in 3 Stunden zu erreichen.
Wie langweilig! Kann doch jeder! Was sagte die Ausschreibung der Veranstaltung? Codewort am Vortag, also besagtem Donnerstag, ab 19.00 Uhr im Internet erforschen und Orte in Deutschland suchen, deren Anfangsbuchstaben das Codewort ergeben, diese dann nachweisbar am Freitag den 13ten in der Zeit von 07.00 bis 16.00 Uhr anfahren und dabei ein Maximum an Kilometern abspulen.
Der Startort konnte natürlich frei gewählt werden. Schließlich war es nicht Sinn der Sache alle Teilnehmer, die unter anderem aus Köln, Schwerin, Bonn, Zerbst, Vaihingen und Bischosfwerda stammen, erst nach Görlitz zu zwingen.
Aber was hatten wir uns nun so vorgenommen? Zuerst stand die Analyse des Fuhrparks auf dem Plan. Da dieser aus einem 250ccm-TS-Gespann, einem 250ccm-Quad und einem Simson S50 bestand, waren der Durchschnittsgeschwindigkeit Grenzen gesetzt.
Der Kollege S50-Fahrer plante zwar mit uns, wollte aber dann doch lieber allein fahren, denn er hatte es ja eilig... Recht sollte er behalten.
Wir hatten uns eine Streckelänge von 400km vorgenommen, die über die Orte Görlitz, Peitz (bei Cottbus), Elsterwerda, Dahlen, Annaberg-Buchholz, Lößnitz (unweit von Aue) nach Schloss Augustusburg führen sollte und somit auch das Codewort PEDAL bildeten.
Dann die Route noch in die Navigationsgeräte stopfen. René, der Mann mit dem S50. hält von dererlei technischem Schnickschnack nichts und zog die Variante mit Stift und Papier vor. Wie altmodisch! Jetzt noch schnell ein paar Stündchen geschlafen und schon konnte es Punkt 07.00 Uhr Freitag in der Früh mit dem ersten Kassenbon in Tasche losgehen.
Gesagt getan. Wetter: dunkel, diesig, Straßen nass. Egal.
Kurz vor Döbern, auf dem Weg nach Peitz, ein einsames Rücklicht vor uns. Der Mopped-Mann! Na gut. Ist ja auch nördlicher in Görlitz gestartet. Muß er ja Vorsprung haben.
Husch husch vorbei. Wir haben es eilig. In Döbern den Abzweig vertrieft, weil nicht ständig auf´s Navi gepeilt. Korrektur, kein Problem. Weiter geht´s.
Irgendwo im Nirgendwo das zweitemal an René vorbei. Na toll! Endlich Peitz, an der ersten Tankstelle angehalten, die Kassenbelege besorgt und weiter nach Elsterwerda.
Gleich am Ortseingang ein Supermarkt. Rein raus. Halt mal, das Gesicht kenn ich doch. René ist auch schon da!
Das TS-Gespann will nicht so recht anspringen. Ein, zwei Fehlzündungen später kann es dann endlich weitergehen. Das Wetter hat ein Einsehen. Nicht, dass es warm wird. Um Himmelswillen bloß das nicht, aber es ist trocken. Da guckt sich´s doch gleich viel besser auf´s Navi.

Technik macht dumm! Irgendwann fahr ich dann nur noch der elektronischen Linie hinterher ohne einen Bezug zu den durchfahrenen Ortschaften zu haben. Irgendwie schafft uns der Zauberkasten nach Dahlen.
30 km vor Annaberg ist es Zeit auf Reserve zu schalten. Reicht es noch bis zum nächsten Etappenziel? Denn dann hätten wir einen Kassenbon und den Tank auch gleich voll und somit Zeit gespart.
Hätte ich hin und wieder mal in den Rückspiegel geschaut, wäre mir aufgefallen, dass ich allein unterwegs war.
Die TS musste eher an die Tränke. Also habe ich dann in Annaberg doch noch dumm rumgestanden. Na wenigsten konnte ich schon die Bons besorgen. Das Ziel ist in Sicht.
Im Lößnitzer Supermarkt schnell an den Backstand und 3 Brötchen geordert. Dumm gelaufen. Auf dem Bon steht kein Ort drauf. Zeit verschenkt. Die schnelle Lösung des Problem kam in Form von zwei vollbepackten Einkaufswagen, deren Schieber uns ihre Kassenzettel etwas ungläubig überließen.
Die Zeit wird knapp. Chemnitz liegt noch vor uns mit all seinen Ampeln. Na ja, werden ja nicht alle auf Rot stehen. Standen sie aber!
Endlich wieder freie Fahrt. Noch 10 km und 10 min bis zur Burg. Könnte reichen. Ja, wenn denn da nicht die äußerst behutsamen Autofahrer gewesen wären.

Nach 430 km und unpünktlich um 16.01 Uhr waren wir am Ziel. Diese Minute hat uns 5 km Strafabzug gekostet.
Und das S50? Nein, es war nicht vor uns da. Brauchte es auch nicht, denn für die „Schwachen“ gab es einen gerechten Zeitzuschlag von 80 min.
Einfahrt auf dem Burghof, alte Freunde begrüßen, Grog trinken, Quartier beziehen, warm duschen, Glühweinparty, Aushängen der Ergebnisse! 6.Platz von 19 ! Mit den fast langsamsten Fahrzeugen. Ist doch gut? Oder?
Und René? Der mit dem S50? 4.Platz. Wie peinlich! Vorsprung durch (Navi-)Technik? Ich sag nix.


Die Siegerehrung am Sonnabendvormittag, mit dem Bürgermeister von Augustusburg als Ehrengast, hätten wir uns etwas publikumswirksamer gewünscht. Vielleicht auf einer kleinen Bühne auf dem Schlosshof.

Bleibt uns zu wünschen, dass die Teilnehmerzahlen die Steigerungsquoten der letzten Jahre beibehalten.




Ergebnisse der Winterzielfahrt

Text / Fotos: Uwe Demuth

Überlegener Sieger der diesjährigen Winterzielfahrt wurde Franz Wallisch mit seinem Beifahrer Thomas Furchner aus Zerbst. Mit 625 gewerteten Kilometern kamen sie der Ideal-Kilometerzahl von 720 schon ziemlich nahe. Tatsächlich legten sie mit ihrem BMW-Gespann über 700 Kilometer zurück. Angesichts des Winterwetters eine beachtliche Leistung!
Platz 2 belegte Matthias Hackl aus Vaihingen in Baden-Würtemberg. Er schaffte 530 gewertete Kilometer auf seiner Yamaha RD 350. Er hatte das geradlinigste Streckenbild aller Teilnehmer erreicht. Um das Maximale herauszuholen, hatte er sogar seinen Startort nach Rastatt an die französischen Grenze gelegt.
Den 3. Platz erreichte Hans-Werner Unger aus Erfurt auf seiner Honda Africa Twin. Auch er hatte die Ausschreibung richtig verstanden und nutzte die Autobahn um gleich am Anfang reichlich Kilometer zu machen. 500 gewertete Kilometer hatte er am Ende auf der Habenseite.

Rückblickend können wir sagen, dass es sich die 5. Winterzielfahrt eine gelungene Veranstaltung war. Wenn auch die Teilnehmerzahl hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.
Der Dank der Teilnehmer an die Veranstalter, den stellvertretend für alle Fahrer Günther Koch aus Raben Steinfeld bei Schwerin, vorbrachte, galt insbesondere dem Fahrtleiter Andreas Feist vom MC Görlitz und seinen Helfern.

Einen besonderen Dank ist die diesjährige Unterstützung durch das Schloss Augustusburg wert. Herr Djoleff hat mit Rat und Tat und auch mit materieller Unterstützung zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Wir von MC Görlitz bedanken uns recht herzlich dafür und hoffen diese Zusammenarbeit bei der 6. Winterzielfahrt fortzusetzen.

Ergebnisliste

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