16. Zweirad-Rallye Görlitz und 3. Görlitz-Rallye

Text: Falk Preusche / Fotos: Andreas Bittrich / Falk Preusche

Heute regnet es nicht !

Das waren die Worte von Lutz Demuth, als wir beide am Samstag morgen bei zugezogenem Himmel und leichten Regen zu der Ankunftszeitkontrolle in der Gaststätte "Anrainer" nach Markersdorf gefahren sind.
Eine vereinfachte AZK, und die Ausgabe der Fahrtunterlagen in der trockenen Gaststube erfreute die 17 Starter in den beiden Motorradklassen.
Der MC Görlitz passte sein Helferstab an die Teilnehmerzahl an und kam letztendlich mit 7 Helfern aus.
Die Vorbereitung der Strecke erwies sich als recht einfach, da 90 km nach Bordbuchzeichen absolviert wurden und dann 65 km nach vorgezeichneter Strecke auf der Karte. Somit wurden nur die ersten beiden Etappen mit 160 km Länge in alter Kartenlesemanier ausgearbeitet.
Ab und zu ein Blick nach draußen in den Regen ließen mich noch mehr an den Worten von Lutz zweifeln. Als ich nach 90 Minuten Vorbereitungszeit meinen Streckenplan, der draußen im Regen angefeuchtet wurde, in das Roadbook einrollte, war es gänzlich vorbei, mit dem Glauben an eine trockene Strecke.
Bevor es auf die erste Etappe ging, musste die erste Wertungsprüfung, eine
Beschleunigungsprüfung, auf dem nassen Parkplatz absolviert werden. Gleich nach drei Kilometern galt es die erste DK in Holtendorf zu finden. Diese Hürde meisterten 16 Teilnehmer.
Auf dem Weg nach Oberrengersdorf hörte der Regen auf. Die Wolken ringsherum ließen aber bald neuen Regen ahnen.
Die weitere Strecke führte in die Neißeaue. Besonderes Augenmerk mussten wir in Oberneundorf auf die Orientierung legen. Es galt die Einfahrt in den Hofeweg zu erwischen, um den 10 km langen Streckenabschnitt nach Klingewalde zu finden.
Von Klingewalde ging es ein weiteres Mal nach Oberneundorf, um nun wieder über den Hofeweg zum Ziel der ersten Etappe zu fahren.
Übrigens, es hat bis hierher noch nicht wieder geregnet. Die Wolken ringsherum ließen aber neuen Regen ahnen.
Der zweite Streckenabschnitt führte uns südlich von Görlitz. Eine Runde über Hagenwerder, Kiesdorf und Ostritz wieder zurück nach Görlitz, und das noch ohne eine einzige Kontrollstelle, ließ bei mir schon etwas Langeweile aufkommen.
Doch die anschließende Schleife um Jauernick-Buschbach hat das Fahrerfeld kräftig durcheinandergeschüttelt. Ich denke, zwischen Jauernick-Buschbach und Friedersdorf hat sich das komplette Teilnehmerfeld getroffen. Fast die Hälfte der Fahrer musste an der anschließenden Zeitkontrolle Strafpunkte hinnehmen.
In Deutsch-Paulsdorf war der Abzweig nach Friedersdorf etwas schwer zu finden, so dass ich erstmal 1,5 km in die falsche Richtung gefahren bin. Doch dann habe ich den richtigen Weg gefunden und konnte mir die DK am Ortseingang Friedersdorf holen.
An der ZK 2 musste ich feststellen, dass es noch immer nicht geregnet hat. Sollte Lutz doch Recht behalten? Die Wolken ringsherum ließen aber bald neuen Regen ahnen.
In der dritten Runde wurde unser Fahrerfeld durch 12 PKW-Besatzungen bereichert.
Die Beschleunigungs- und Bremsprüfung mit zwei Zwischenstopps für Vorder- und Hinterrad konnten im Trockenen absolviert werden. Nun galt es eine Etappe nur nach Bordbuchzeichen zu meistern. Die kleine Besonderheit lag darin, dass Ortschaften, sprich OE-Schilder, nicht extra mit auskilometriert waren. Die Versuchung war nahe, wie gewohnt, an jeden OE-Schild den Kilometerzähler auf "null" zu stellen. Was natürlich nicht richtig war.
Ein besonderes Erlebnis hatte ich kurz darauf in Holtendorf. Am Straßenrand stand eine Lanz-Bulldog, die gerade von ihrem Besitzer zum Laufen gebracht wurde. Die Zeremonie mit Vorglühen und Anwerfen mit dem Lenkrad musste ich mir ansehen, und natürlich auch fotografieren. Nach ca. 10 Minuten ist der Traktor zum Treffen nach Kemnitz gefahren und ich habe meine Strecke fortgesetzt. Einmal, als am Schild eine DK hing, hat der alte Rhythmus wieder zugeschlagen. Ranrollen ans Schild um die DK in die Fahrerkarte einzutragen, dabei den Kilometerzähler nullen, und Fahrerkarte herausholen ist bei mir alles ein eingespieltes Ritual. Nun wusste ich natürlich nicht mehr wann ich später mal abbiegen muss. Ich hatte Glück, denn an der DK waren gerade zwei Görlitzer Sportfreunde. Schnell schloss ich mich den beiden an, um nicht noch mal zurück zum letzten auskilometrierten Punkt zu fahren.
Die einzige Ortschaft, die auf diesem Streckenabschnitt angeben wurde, war Groß Radisch. Wenn sich jemand unterwegs hoffnungslos verfahren haben sollte, so kann er ab Groß Radisch den Weg zur ZK 3 wieder aufnehmen.
Die ZK befand sich auf dem Monumentberg. Eine angeordnete Pause von 20 Minuten musste dazu genutzt werden, jede Menge Informationen von diesem Ort zu sammeln. Denn es galt bei Abfahrt von der ZK fünf Fragen zum gesehenem Umfeld zu beantworten. Vorher waren fünf gleichgroße, aber unterschiedlich schwere Klötzchen mit kühnen Schwung in eine ca. 5 Meter entfernte Kiste zu platzieren.
Auch bis hierher war von Regen nichts zu merken. Die Wolken ringsherum ließen aber bald neuen Regen ahnen.
Die vierte und letzte Etappe schien ganz einfach zu sein. Man musste nur dem auf der Landkarte aufgezeichneten schwarzen Strich zu folgen, und schon war man im Ziel.
Das war der Plan. Die Wirklichkeit sah bei mir etwas anders aus. In Jerchwitz war es nicht gerade einfach die richtige Straße nach Gebelzig zu finden. Es war auch nicht ganz einfach zu kontrollieren, ob man die richtige Straße gefunden hatte. Denn es gab keine Kilometerangaben, an denen ich die Richtigkeit überprüfen konnte. Bei der Fahrerbesprechung heute früh, hat der Fahrtleiter einen Fehler in diesem Abschnitt korrigiert, und ich habe nicht genau zugehört. "Der ausgezeichnete Feldweg von Löbesmüh nach Königshain ist nicht fahrbar. Es gilt gleich nach dem Ortseingang rechts abbiegen". Das waren die Worte von Wilfried Demuth. Bei mir war es so angekommen, dass wir einen Ort früher in Mengelsdorf gleich rechts abbiegen auf die Straße nach Königshain. Ich habe nun verzweifelt einen Ausgang aus Mengelsdorf gesucht und gefunden.
Auf dem Weg nach Königshain musste ich nun auch noch meinen Tank auf Reserve stellen. Überschlagsmäßig habe ich nachgerechnet, dass der Kraftstoff bis ins Ziel reicht.
In Girbigsdorf am OE-Schild hing noch eine DK, welche in die Fahrerkarte eingetragen werden musste. Bei diesem Stopp habe ich einen "Kontrollblick" auf die Karte gemacht und sah dabei erst hier den kleinen Weg der von Löbesmüh gleich am Ortseingang rechts abzweigte. Nun merkte ich, dass ich in Mengelsdorf die falsche Strecke gefahren bin. Ich saß in der Zwickmühle. Zurückfahren und in Löbesmüh eine eventuelle DK abholen und dabei riskieren, dass ich mit leeren Tank vor dem Ziel stehen bleibe, oder sicher zum Ziel fahren und das Fehlen einer eventuellen DK, und somit einen vorderen Platz, riskieren. Der erste Gedanke war zum Ziel zufahren. Doch nach 500 Metern hatte ich reichlich Gewissenbisse, und mein Rallyefahrerinstinkt zog auch die Notbremse. Ich riskierte nun einen leeren Tank und Zeitstrafe um die hoffentlich vorhandene DK zu finden. Kurz, ich holte die DK, kam gerade so 4 Minuten vor der Zeit ins Ziel und das Benzin reichte auch bis dorthin.
Vor der abschließenden Wertungsprüfung schaute ich noch mal in den Tank. Den Restinhalt schätzte ich auf einen viertel Liter. Für die WP reicht es.
Auch bis ins Ziel harrte der Regen aus. Doch er muss kurz vorher hier gewesen sein. Der Belag auf dem Parkplatz war richtig nass. Leider habe ich es in dieser WP ein bisschen übertrieben und konnte am Bremsstrich meine Baghira nicht mehr rechtzeitig zum Stehen bringen. Der überbremste Strich schlug dann mit 10 Strafsekunden zu Buche. Trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl, dass es für einen Podestplatz reicht, denn von der Strecke habe ich keinen Strafpunkt mitgebracht.
Und Lutz muss ich nach nun rund 320 Rallye-Kilometer auch Recht geben:

"Heute regnete es nicht!"


Insgesamt eine gelungene Rallyeveranstaltung des MC Görlitz. Dieser bedankt sich bei allen Helfern, Teilnehmern und Sponsoren für die Unterstützung.

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