Motorrad-Langstreckenfahrt "Thüringer Wald 2007"

Text: Falk Preusche / Fotos: Uwe Demuth

Von einem der auszog, um sich von 169m Straße foppen zu lassen

Wieso bin ich " ausgezogen"? Nun, von meinem derzeitigen Arbeitsort in Südfrankreich, Nähe Marseille, bin ich mit einem Motorrad am Freitag Mittag 11:00 Uhr gestartet, gefahren, getankt, gefahren, getankt und gegessen, gefahren, getankt, gefahren und nach 1365km in Dillstädt 21:05 Uhr angekommen.
Dann habe ich die Bekleidung gewechselt, Geburtstagsglückwünsche von den Sportfreunden entgegengenommen, leider nichts mehr zu Essen bekommen, noch etwas Bier getrunken und abschließend für den nächsten Morgen die elektronischen Helfer für die Streckenausarbeitung vorbereitet.

Nach einer angenehmen Nachtruhe habe ich am Samstag früh meine Fahrtunterlagen in Empfang genommen und mich in den verbleibenden zwei Stunden bis zum Start der Ausarbeitung der Strecke gewidmet. Dabei wurden die Hinweise des Fahrtleiters bezüglich der ausschließlichen Benutzung der Extrakarte für den Abschnitt zwischen ZK3 und ZK4 zwar aufgenommen, mit einem Blick auf das A5-Blatt quittiert und der Unterschied zur anderen 1:200 000er Vorlage herausgefunden. Für mich bestand er in zu diesem Zeitpunkt nur in der eingetragenen Straße zwischen Neuroda und Bücheloh, welche auf der anderen Karte nicht existierte. Also "alles klar"!! warum diese Karte ausgegeben wurde.
Die Streckenführung habe ich auf dem bereitgestellten Kartenmaterial herausgearbeitet und mittels meines Laptop zum Navigationsgerät übertragen. Hat alles wunderbar funktioniert, so dass ich mit gutem Gewissen zum Start, und damit zur ersten WP antrat.

Der frühmorgendliche Raureif auf Sitzbank und Windschild haben den Aggregatzustand von "fest" zu "flüssig" schon vollzogen, bevor die kurze Beschleunigungs- und Bremsprüfung zu absolvieren war. Wie immer vieeel zu früh gebremst, und dem ABS nicht so richtig getraut.
Der kurze Abschnitt nach Zella-Mehlis stellte keine Schwierigkeit dar, war aber schon mit einer Offroad-Einlage von Dietzhausen nach Benshausen gespickt. Sehr schön!
Lustig wurde dann die zweite WP in Zella-Mehlis. Eigentlich kann ich zufrieden sein, dass ich ohne Rückwärtsstoßen durch die sehr engen Kegel gekommen bin. Spätestens hier fiel mir wieder auf: Ja, wir sind im Simson-Land !
Da die ZK1 am gleichem Ort war wie die erste WP konnte man ahnen, was mich nach Runde eins erwartete, welche über Schwarza, Christes und Herges um den Dohna-Berg führte.
Etwas heikel waren die frisch gesplitteten Straßen um Herges. Die Fahrzeit für diese Runde war sehr reichlich bemessen, so dass ich genug Zeit hatte mich auf den nächsten Abschnitt und die schon erwähnte WP vorzubereiten.
Obwohl die Anordnung der Kegel geändert wurde, hat sich der Abstand zwischen ihnen auf keinen Fall vergrößert. Mäuseslalom, der Zweite!

Auf der zweiten Runde ging es dann hoch hinaus auf den Kamm des Thüringer Waldes. Ich fuhr an der Rennsteigarena entlang, durch Oberhof und erreichte am großen Beerberg den höchsten Punkt bei dieser Rallye, 942m. An der berühmten Schmücke blieb leider kein Blick für das Gebäude liegen. Mein Blick richtete sich auf Tripmaster und Höhenangaben am Straßenrand. Es galt ein bestimmtes Schild als unbesetzte DK zu finden und die Höhe in meine Fahrerkarte einzutragen.
Hinter der Abfahrt nach Gräfenroda gab es einen schönen Streckenabschnitt, der teilweise offroad durch den Wald nach Geschwenda gefunden werden musste. An einer alten Sprungschanze mitten im Wald gab es zur "Belohnung" auch einen DK-Stempel in die Fahrerkarte. Die anschließende Schleife um Geraberg, Angelroda und wieder Geschwenda konnte ich auf Anhieb nicht finden. Irgendwie fehlte mir immer eine Zuordnung. Auch die lieb gemeinten Ratschläge der dortigen Anwohner konnten mir nicht weiterhelfen. Denn auf die Frage: "Wo finde ich den Weg von Geschwenda nach Angelroda?" kam als Antwort nur: "Da kannst du nicht lang fahren, auf dem schlechten Weg verlierst du alle Räder von deinem schönen Motorrad. Fahre lieber außen herum!!" Nach einer kurzen Aufklärung meinerseits über die Notwendigkeit diesen Weg zu finden, und die Robustheit der heutigen Motorräder habe ich dann auch den Weg gewiesen bekommen. Und als sich dann die Problempunkte wie von selbst auflösten, konnte es weiter gehen in Richtung ZK2 in Ilmenau.
Die hier abgesteckten WP 4 und 5 ließen nun keinen Zweifel mehr aufkommen, dass heute die Simson-Fahrer sehr gute Karten haben. Trotzdem habe ich es irgendwie geschafft, in der WP4 absolute Bestzeit zu fahren. Wie ging das denn...?!

Nun wurde der Abschnitt mit der extra ausgegebenen Karte absolviert. Da ich die gesamte Strecke schon fertig ausgearbeitet im Navi-System hatte, kam für mich nie mehr der Gedanke, die spezielle Karte in die Hand zu nehmen. So ging es bei Bücheloh über den gleichen Abschnitt der Wümbacher Straße, vorbei am Autopark Wöhner, wie schon auf der Anfahrt zu ZK2. Doch diesmal war es falsch !
Da am darauf folgenden OE-Schild die Kilometerentfernung nur geringfügig von der Vorgabe differierte, war ich mir immer noch sicher. Ich notierte den gefragten Buchstaben aus der zweiten Zeile vom OE-Schild und fuhr zufrieden weiter. Die anschließende Strecke um Trassdorf, Behringen nach Neuroda war schon sehr raffiniert gelegt. Große Schleifen um kleine Dörfer waren angesagt. Und dann noch der herrliche Schotterweg parallel zur A71 zurück nach Bücheloh. Ich hoffe, die Besatzung der DK auf diesem Weg wird mir die große Staubwolke verzeihen. Mit Bordbuchzeichen ging es ein weiteres Mal am Autopark Wöhner vorbei zur ZK4.

Ohne eine weitere WP zu absolvieren führte der folgende Abschnitt wieder auf den Kamm des Thüringer Wald. Gefahren wurde von mir die klassische Ausfahrt nach Bücheloh, das vierte Mal vorbei am Autopark von Wolfgang Wöhner, welcher übrigens früher im Automobilrennsport auf Trabant und Rennwagen E1300 aktiv war. Ich notierte wieder den gesuchten Buchstaben vom Ortseingangschild. Weiter nach Annawerk, Herschdorf und Großbreitenbach ging es hinauf nach Neustadt am Rennsteig. Die Kreuzung in Allzunah wurde von mir auf allen vier Straßen benutzt.
1.) Anfahrt aus Neustadt, 2.) rechts abbiegen, hinunter nach Stützerbach, 3.) Anfahrt über die Rennsteigstraße aus Richtung West, 4.) rechts abbiegen nach Frauenwald.
Bei der kurz darauf folgenden ZK 5 auf dem Gelände der P-D Glasfaser GmbH in Brattendorf erwartete ich bei Hans-Jürgen Bartl eine Wertungsprüfung. Doch leider fand dort keine statt. Vielleicht war ja das Gelände zu groß? Dafür hatten wir Zeit für einen ausgiebigen Plausch mit den dortigen Sportfreunden.

Die Schlussetappe war noch mal von der Orientierung anspruchsvoll ausgearbeitet. Die Zickzackstrecke Siegritz, Trostadt, Ehrenberg, Zollbrück, Kloster Veßra wurde von mir zwar gefunden, doch hatte ich an der Kreuzung kurz vor Ehrenberg ernste Probleme.
Da auf Grund einer Baustelle sämtliche Verkehrsschilder entfernt wurden, habe ich die Kreuzung und das Auto von rechts hinter einem aufgeschüttetem Erdwall erst sehr spät gesehen. Quietschende Reifen und ein Vogel zeigender Autofahrer waren zum Glück das einzige laute Ereignis auf der Kreuzung. Nun stand ich da und wusste nicht mehr weiter. Die Straße gerade aus nach Ehrenberg war gesperrt und meinen Kilometerstand am vorherigen OE-Schild hatte ich nun auch nicht mehr im Kopf.
Also zurückfahren nach Grimmelshausen, am OE-Schild den Kilometerzähler nullen und die Passage noch mal fahren. Es ergab sich, dass die frisch gesperrte Straße nach Ehrenberg zu nutzen ist. Mit nun klaren Kopf ging es dann weiter Richtung Ziel. Über Lengefeld, Grub, durch diesen verträumt abseits gelegenen Ort fahre ich immer wieder gern, und Marisfeld erreichte ich den Zielort Dillstädt.
Nur den direkten Weg zum Ziel durfte man nicht nehmen. Ein kleiner Umweg durch den Ort sicherte mir die letzte DK 200m vor dem Ziel. Mit Ansage meiner Ankunfts-Sollzeit war für mich die Rallye beendet.

Eine wunderbare geführte Strecke bei sonnigem Wetter sollte doch Anlass zur Freude geben.

Ja, sollte... Wenn da nicht die 169 Meter lange Asphaltstraße beim Autopark Wöhner gewesen wäre. Denn genaue dieses kurze Stück Straße war auf der speziellen Karte, nach der wir fahren sollten, nicht drauf. Da hat der Fahrtleiter Klaus Dettmar ganz tief in die Trickkiste gegriffen, denn eine alte Rallyeregel sagt: Es sind nur die Straßen zu benutzen, welche auch auf der Karte vorhanden sind.
Und dann hatte die Ortschaft auch noch zwei verschieden bezeichnete Ortsschilder. Somit habe ich den Ort Bücheloh zweimal falsch angefahren und damit zweimal eine DK verpasst. Das reichte aus, um in meiner Klasse das ruhmvolle Schlusslicht zu sein.
Da bleibt mir vor meiner Blitzrückfahrt nach Frankreich am Sonntag nur noch treffend zu sagen: "C'est la vie!"

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